Sonnenuntergang 18.29 Uhr
Afghanisch kochen zu Ramadan: Begegnungsnachmittag
Ungefähr 10 Hähnchen (20,5 Kilo), sowie 11 Kilo Tomaten, 25 Packungen Fladenbrote, 1 kg Petersilie, Datteln Sonnenöl, Knoblauch, Ingwer, Datteln trafen am 25. März 2023 in St. Antonius auf zwei afghanische Köche, die sofort ans Werk gingen, stundenlang schnitten, kochten, abschmeckten und das Gelieferte auf 45 Teller brachten. Wie sie in der kleinen Saalküche unter stoischer Ruhe aus Massen an Zutaten Leckeres bereiteten, war nicht nur für uns beeindruckend, sondern auch für unseren Backofen, der sich jedoch den Großküchenaufgaben nicht gewachsen fühlte, einen letzten heißen Dampfseufzer von sich gab und schweigend aufhörte zu heizen. Zum Glück konnten wir auf den Ofen zwei Treppen höher in der Gemeindeküche ausweichen.
Bei der Planung des Begegnungsnachmittages vier Wochen vorher dachten „wir Christenmenschen“ an alles, nur nicht an Ramadan, was unser Konzept: „von 15 bis 18 Uhr Begegnung bei Kaffee, Tee, Saft, Hotdogs und Gebäck“ ad absurdum führte. Die muslimische Fastenzeit verbietet es den Moslems vor Sonnenuntergang zu essen und zu trinken. Und so hätten sie sich unser Büfett nur ansehen können. Auch „Vergnügungen“, wie Billard, Tischtennis und Kletterwand würden nur von den „fastenbefreiten“ Kindern genutzt werden, weil Ramadan nicht nur das Essen einschränkt, sondern den ganzen Tag entschleunigt.
Also Planänderung: eine besondere Zeit kann ja auch besonders gestaltet werden. Und so kam die Idee des afghanischen Kochens auf. Das Essen in der EAE Einsiedel ist zwar (so erzählen die Johanniter-Mitarbeiter) sehr gut aber eben vorwiegend europäisch. Also warum nicht mal vertrautes afghanisches Essen kochen? Bahar (Mitarbeiterin in der Erstaufnahme) kaufte das Essen ein, organisierte in der EAE Einsiedel den Transport, dolmetschte und sorgte (wie auch in den vorangegangenen Begegnungsnachmittagen) für einen reibungslosen Ablauf. (Bahar floh 2016 mit ihrer Familie vor religiöser Verfolgung aus dem Iran, wurde damals von Gemeindemitgliedern aus St. Antonius betreut, ist jetzt in Chemnitz gut integriert – in unserer Gemeinde sowieso – und gibt ihre Erfahrung als Johanniter-Mitarbeiterin den neu Angekommenen weiter. Ihre vielen Sprachen, die sie beherrscht, erleichtert die Kommunikation zwischen uns und den ehemaligen afghanischen Ortskräften sehr.) Pünktlich standen wir Integrationshelfer mit unseren Privat-PKW´s am Tor der Einrichtung und fuhren so lange hin und her, bis alle Gäste im Saal von St. Antonius und nach dem Treffen wieder in der EAE waren. Im Gegensatz zu den anderen Begegnungsnachmittagen, wo Tischtennisbälle und auch Federbälle nur so durch die Luft flogen, die Billardkugeln glühten und die Kletterwand Hauptattraktion war, trafen wir auf Menschen, die sehr freundlich aber eher introvertiert waren und auf den Sonnenuntergang warteten. Um 18.29 Uhr war es dann endlich soweit, die leeren Tische füllten sich und endlich konnten wir gemeinsam die lecker angerichteten 10 Hähnchen essen: für viele Helfer eine ganz neue Erfahrung, für unsere Gäste vermutlich ein Stück (kulinarische) Heimat in der Fremde.
In den Jahren 2015 bis 2020 haben wir, neben den Begegnungsnachmittagen, viele damals syrische und iranische Flüchtlinge über teilweise viele Jahre intensiv begleiten und bei der Integration helfen dürfen. Da die EAE Einsiedel jetzt aber eher eine Art Durchgangslager ist, wo die Menschen ankommen und dann weitergehen, können wir den „Durchreisenden“ nur zeigen, sie sind willkommen und es gibt Menschen, die für sie da sind, hier in Einsiedel und Chemnitz, in einer Gegend, wo leider (Vor)-Urteile und Skepsis ihnen gegenüber an der Tagesordnung sind und wir nur eine kurze Zeit für sie da sein können.
Solche Begegnungsnachmittage kosten neben Zeit und Engagement der Integrations-Helfer natürlich auch Geld. Es ist selbstverständlich, dass wir Helfer die Transfers mit unseren PKW´s auf eigene Rechnung durchführen. Auch Kosten für Einkauf/Verpflegung wurden bisher komplett von und persönlichen Spenden der Integrationshelfer und hauptsächlich vom Verein „Brückenbauer Chemnitz e. V. – Christliche Flüchtlingsarbeit“ übernommen. Dafür sind wir dem Verein sehr, sehr dankbar. Solange die EAE mit Flüchtlingen belegt ist, werden wir selbstverständlich Integrationsarbeit leisten und das sehr gerne.
Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Spende an
BRÜCKENBAUER CHEMNITZ e. V.
IBAN: DE72 8705 0000 0710 037864,
BIC: CHEKDE81XXX, Sparkasse Chemnitz
Verwendungszweck: Begegnungsnachmittage
Bitte geben Sie auf dem Überweisungsträger Ihre Post-Adresse an, damit die Brückenbauer Chemnitz Ihnen Anfang 2024 für 2023 eine Spendenquittung zusenden können. Vielen Dank!
Text, Logo und Fotos: Henning Leisterer (Aus Sicherheitsgründen dürfen Begegnungsnachmittage nicht fotografiert werden, so dass nur Symbolfotos abgebildet werden können.)