In der Fastenzeit beschäftigten sich die Texte (in den Gottesdiensten gelesen) mit Kunstwerken in unserem Altarraum. Das passt gut ins Jahr der Kulturhauptstadt 2025 Chemnitz/Kulturkirche 2025 und zum Max-Bochmann-Projekt unserer Gemeinde. (Projektinfos HIER). Alle Texte werden im November in der Ausstellung "Dialog" Verwendung finden und sind ein fester Bestandteil des Projektes.
Pius X.
In der rechten Seite des Altarraums sehen wir aus dunklem Holz fein herausgearbeitet eine Figur
Wir sehen einen Mann, Papst Pius X.
Vor allem schaut er uns an, die Gläubigen, die auch und gerade in der Fastenzeit in das Haus Gottes kommen
In der Fastenzeit bereiten wir uns auf Ostern vor, suchen eine neue Ausrichtung
Auch der Heilige Papst Pius X. hat sich und die Kirche neu ausgerichtet
Er war nicht modern, trat dem wissenschaftlichen Fortschritt entgegen, koppelte die Kirche vom Modernismus ab, sicher auch ein kritisch zu betrachtender Aspekt seines Pontifikats
Das zeigt uns die Figur jedoch nicht.
Sie zeigt einen gütigen Mann, ein freundliches Gesicht
Sie zeigt aber noch mehr
Einen wesentlichen Aspekt, der uns durch die Fastenzeit tragen kann, verdeutlicht uns der untere Teil der Figur
Dort sehen wir eine Krone mit drei Ringen, Symbole für die weltliche, die kirchliche und die göttliche Macht, die Tiara, zuletzt getragen von Papst Paul VI.
Sie steht auf dem Boden, abgesetzt vom Pius X, natürlich auch durch politische Veränderungen der Zeit veranlasst
Die Kirche musste fasten, der Papst verzichten, auf weltliche Macht
Aber der Blick auf die Figur zeigt das eigentlich Wichtige
Richten wir unseren Blick auf die erhobene Hand, sie ist nicht leer,
aus der dunklen Hand strahlt etwas rundes Weißes hervor
Etwas für uns sehr Wichtige, der Grund, aus dem wir heute hier sind
Wir sehen eine Hostie, den Leib Christi, das Osterlamm, unseren Erlöser.
Auf ihn warten wir in der Fastenzeit, er, real verkörpert in dem kleinen Stückchen Brot, der Hostie
gewandelt in der Eucharistie
Dieses kostbare Geschenk für uns zeigt uns Pius X. jeden Tag, in dem wir in die Kirche gehen
immer dann, wenn wir auf den Altar schauen
Bernhard Klose
Tabernakel
Rechts hinten im Altarraum steht ein bewegt geschnitzter Holzkasten
Wer unsere Kirche betritt schaut ihn an, verneigt sich vor ihm oder beugt die Knie
Der Kasten ist aus Holz gestaltet, etwas unruhig geschnitzt
Er lädt aber doch dazu an, mit dem Blick auf ihm zu verweilen
Geschlungene Schnitzerei
Optisch anspruchsvoll
Zu Recht.
In dem Schrank ist ein Tresor
Ein Schutz für das Wichtigste, das wir in der Kirche haben
Nicht die vergoldeten Gefäße, nicht die technischen Geräte oder die Kollekte,
nein der Leib Christi befindet sich dort, gewandelte Hostien, real in unserer Mitte
Vor ihm eine rote Lampe, die Tag und Nacht leuchtet
Immer, aber nur fast
Wir sind in der Fastenzeit
Wir wissen,
nach der Liturgie am Gründonnerstag, der Feier des letzten Abendmals, wird das Licht gelöscht und der Tabernakel geöffnet
für uns keine Zeichen der Verehrung mehr wert
ein schön geschnitzter Schrank
mehr nicht
bis der Leib Christi wieder dort einzieht
in den Heiligen Tagen, auf die wir jetzt in der Fastenzeit warten
Dieser in ihm aufbewahrte Leib Christi ist das Wichtige an unserem Tabernakel.
Auch das trägt uns durch die Fastenzeit
Bernhard Klose
Johannes der Täufer
Im Altarraum links hinten sehen wir Johannes den Täufer. Auch er ist, wie viele Figuren in unserer Kirche eine Schnitzfigur von Max Bochmann. Er stellt ihn mit dem Kreuz in der rechten Hand und einem Lamm zu seinen Füßen dar. Der Zeigefinger seiner linken Hand weist auf Jesus Christus, den er selbst am Jordan getauft hat.
Als das Volk überlegte, ob nicht Johannes der Täufer vielleicht selbst der Messias sei, antwortete er: „Ich taufe euch nur mit Wasser. Es kommt aber einer, der stärker ist als ich, und ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe aufzuschnüren. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.“
Diese Worte drücken schon eine große Bescheidenheit des Johannes aus. Er sieht sich als Diener ohne sich in den Vordergrund zu schieben und macht bereitwillig Jesus als dem Sohn Gottes Platz obwohl Jesus über ihn sagt: „Amen, das sage ich euch: Unter allen Menschen hat es keinen größeren gegeben als Johannes den Täufer.“
Diese Bescheidenheit können wir uns sicher nicht nur in der österlichen Bußzeit zum Vorbild nehmen.
Das gilt zumindest zum Teil auch für seine asketische Lebensweise. Er aß kein Brot und trank keinen Wein, sondern ernährte sich von Heuschrecken und wildem Honig.
Das mag uns heute übertrieben und womöglich auch ungesund vorkommen und wir müssen das sicher auch nicht so fundamental ein Leben lang nachmachen. Dennoch kann es uns in der Fastenzeit ein Ansporn sein, zumindest für 40 Tage auf Gewohntes, aber nicht Lebensnotwendiges zu verzichten.
Erst durch den zeitweiligen Verzicht wird uns die Bedeutung liebgewonnener Gewohnheiten wieder klar werden. Einiges können wir dann vielleicht sogar dauerhaft beiseitelassen, anderes werden wir danach umso mehr wertschätzen.
Oliver Dingel
Jesus am Kreuz
Ich darf Ihnen heute den letzten Fastenimpuls vorstellen und hierfür das Kreuz als Symbol näherbringen. Als ich im Rahmen meiner Katechese 1997 etwas über das Kreuz erfahren habe, war ich erstaunt. Das Kreuz als Zeichen des Sieges und des Heils. Doch ursprünglich war es im Römischen Reich ein Symbol für einen grausamen Tod, denn Schwerverbrecher ließ man kreuzigen. Und Jesus setzte man gleich mit einem Schwerverbrecher, dem man öffentlich anklagte. So lesen wir im Lukas Evangelium:
„(Das Volk) aber beharrte darauf und sprach: Er wiegelt das Volk auf damit, dass er lehrt im ganzen jüdischen Land, angefangen von Galiläa bis hierher in Jerusalem.“
Wie die Gerichtsverhandlung bei Pilatus ausgegangen ist, wissen wir. Jesus wird zum Tode am Kreuz verurteilt. Wir können nur erahnen, was für ein qualvoller Tod, das bedeutete. Dies darzustellen, war vermutlich Max Bochmann mit seinem Korpus Christi, den wir hier im Altarraum sehen, sehr wichtig. Mit viel Liebe zum Detail hat er das Leiden Christi dargestellt. Eindrücklich brachte der Bildhauer Bochmann das Leid Jesu zum Ausdruck. Denn wir können in seinem Gesicht erkennen, wie kaputt und müde er gewesen sein muss, mit gesenktem Blick gezeichnet von den Strapazen des Leidensweges den er bis nach Golgotha gehen musste. Verspottet und verhöhnt von seinen Mitmenschen.
Wir kennen die Leidensgeschichte von Jesus, die Zeilen wie sie im Lukas Evangelium stehen, und am Ende: „rief (Jesus) mit lauter Stimme: Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist. Mit diesen Worten hauchte er den Geist aus.“ (Luk. 23,45)
Doch zum Glück endet mit dem Tod am Kreuz nicht die Bedeutung des Kreuzes. Denn wir wissen: am dritten Tag ist Jesus von den Toten auferstanden. ER hat den Tod besiegt und uns durch diese Leidensgeschichte von den Sünden befreit. Somit ist das Kreuz ein Symbol des Sieges und des Heils für uns.
Susann Kampfl