A: Ich bin ein Atheist. Ich glaube nicht nur nicht an Gott, ich gehe davon aus, dass es ihn nicht gibt.
C: Das ist also mehr, als einfach nichts zu glauben?
A: Genau. Ich lehne jede religiöse Überzeugung ab. Das bedeutet, für mich ist das ganze Leben ein Produkt des Zufalls. Ich bin genauso zufällig entstanden, wie meine Vorfahren, meine Umwelt, das Weltall, einfach alles. Mein Leben ist ein Produkt des Zufalls.
C: Und wenn Du stirbst?
A: Dann ist alles vorbei. Mir ist klar, wenn es keinen Gott gibt, dann geht es nach dem Tod nicht weiter. Es folgt ein Nichts. Eine Zukunft habe ich dann nicht mehr, Vielleicht eine Vergangenheit, Menschen, ein Zufallsprodukt wie ich, denken vielleicht an mich.
C: Wenn es keine Zukunft für Dich gibt, an welche Werte orientierst Du Dein Leben?
A: Ich nenne das Humanismus. Um ein soziales Leben zu führen, brauche ich keinen Gott. Ich brauche keinen Gott, keine Angst vor seiner Bestrafung in der Ewigkeit, um sozial zu leben. Humanismus bedeutet, dass wir uns wechselseitig respektieren, uns helfen, Arme unterstützen und das alles nicht, weil ich gläubig bin, sondern weil es mir mein Verstand so gebietet.
C: Wenn ich das richtig verstehe, gebietet Dein Verstand so zu leben, wie es das Gebot der Nächstenliebe von uns verlangt.
A: Im Ergebnis stimmt das, aber alles ohne Bezug zu einem überirdischen Wesen, einen Gott.
C: Und was bedeutet Dir der Advent?
A: Jedenfalls warte ich auf nichts. Natürlich gefällt mir aber manches, was in der dunklen Jahreszeit passiert. Ich mag manche Figuren, einfach weil sie hübsch sind, etwa den Bergmann und den Engel. Die vielen Kerzen, auch die Gemütlichkeit. Das ist für mich keine Sache des Glaubens, sondern der Tradition. Natürlich esse ich auch gerne Plätzchen.
C: Und Weihnachten?
A: Das ist das gleiche. Weihnachten war immer ein Familienfest. Es gibt freie Tage und gefiert wird aus Tradition. So kann ich feiern. Mehr Grund brauche ich nicht und für meine Kinder kommt der Weihnachtsmann.
C: Der Sinn von Weihnachten und Advent ist für Dich also nichts Inneres. Es für Dch einfach Tradition und Praktikabilität.
A: Und für Dich?
C: Für mich ist das Leben kein Zufall. Ich bin kein Produkt des Zufalls, keine Laune der Natur. Ich bin ein Geschenk Gottes und ich glaube an ihn. Natürlich gebietet auch mir mein Verstand, rücksichtsvoll mit den Mitmenschen umzugehen. Ich glaube aber auch, dass es meinen Gott gibt, der das so will. Nach seinem Willen versuche ich zu leben mit meiner menschlichen Unvollkommenheit. Das alles nicht um in der Ewigkeit gut zu leben, nicht aus Angst vor
Strafen im ewigen Leben, sondern weil ich daran glaube, dass es einen unendlich liebenden Gott gibt, Der gibt meinem Leben seine Richtung.
A: Und worauf wartest Du im Advent?
C: Ich warte darauf, die Geburt von Jesus feiern zu dürfen. Jesus ist von seinem Vater meinem Gott, nur wegen dessen unendlicher göttlichen Liebe auf die Welt gesandt worden und hat sich für uns hingegeben. Ein großartigeres, wichtigeres oder bedeutsameres Geschenk können wir nicht erhalten. Da ist Grund genug, freudig und dankbar zu sein. Und immer, wenn ich etwas Wichtiges feiere, bereite ich mich vor, nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich. Die Zeit der Vorbereitung auf die Feier der Geburt nenne ich Advent.