Röm.-kath. Pfarrei Hl. Mutter Teresa Chemnitz
Gemeinde St. Antonius
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Kreuz
     +++ Bericht von unserer Fastensuppe mit Rezepten -> Aktuelles +++ Die Fastenzeittexte sind nun auch komplett -> Aktuelles +++
Kreuzweg-Sation 1 – von Henning Leisterer
 
In dieser Fastenzeit stellen verschiedene Gemeindemitglieder in kurzen Worten eine Kreuzwegstation in unserer Kirche vor. Jeder geht etwas anders heran und am Ende der Fastenzeit werden wir keine textlich durchorganisierte Betrachtung haben, sondern sehr individuelle Blickwinkel, die sich aber an einem Element vereinen: dem Kreuz.
 
Zunächst kurz etwas Biografisches zum Künstler: Der Kreuzweg stammt vom Görlitzer Künstler und Dr. der Philosophie Georg Nawroth. Sein Lebenswerk ist in ca. 120 Kirchen oder kirchlichen Räumen von Rerik (Mecklenburg) bis Klingenthal i. V. (Sachsen) zu bestaunen. Am 11. April 1911 in Görlitz geboren, zog es Nawroth nach Hochschulstudien in Köln und Düsseldorf nach Florenz. Nach dem Krieg (dort diente er als Sanitätsunteroffizier und wurde verwundet) konnte er in Jena Kunstgeschichte studieren und 1947 dort promovieren. In Görlitz arbeitete Nawroth 1948 bis 1956 als Kunsterzieher bis er sich dort als freischaffender Maler, Grafiker und Plastiker niederließ. Er gehörte dem Verband bildender Künstler an und nach seiner Umsiedlung in die BRD (1977) dem Künstlerkreis Vorgebirge und Trier. Dort entstanden Zeichnungen, Aquarelle, Landschaftsbilder und Stillleben. Ausstellungen fanden in Köln und Ulm statt, dem Ort, wo er am 25. Mai 1988 starb.

1. Station: Jesus wird verurteilt:

Das Bild ist dunkel gehalten: eher grau grün. Gelbe Strahlen werden sich durch den ganzen Kreuzweg ziehen, immer etwas anders gestaltet. Was macht das sparsame Gelb in dieser Station, wo es um Verurteilung mit allen schrecklichen Konsequenzen geht? Ist es vielleicht schon ein wenig göttliches Licht der Ewigkeit, das hier nur der sieht, der es sehen möchte? Auf Station 15 – der Auferstehung – wird es dominanter sein. Diese Station bleibt bedrückend. Jesus sieht man den Schmerz im Gesicht an, den Schmerz, den er nicht nur psychisch, sondern auch physisch spürt unter der Dornenkrone. Seine Hand zeigt auf ihn, als würde er fragen: „Ich?“ Jesus wusste es schon, was er erleiden würde und doch muss es in diesem Moment ein Schock gewesen sein. Vom König des Palmsonntages zum Verurteilten, was für ein tiefer Fall. Teilnahmslos, gleichgültig blickt Pontius Pilatus. Er hat ihn verurteilt. Seine Hand berührt das Gewand, um das später seine Soldaten würfeln werden. „Ja, du! Geh deinen Weg.“ Parallelen finden sich genug: aktuell grausam in der Ukraine. Da werden normale Menschen von einem Despoten als Nazis verurteilt, die man töten müsse. Und obwohl die Ukrainer wussten, dass Putin ihnen nicht freundlich gesinnt war, kam der Schock massiv: „Was, wir haben wirklich Krieg? Wir werden einen Leidensweg gehen? – Was wir? So schlimm? Krieg nicht nur im Osten, nein im ganzen Land? Wirklich?“ Ja, wirklich. So schlimm: grau und dunkel. Doch wer es möchte, kann trotzdem noch ein Licht sehen, ein kleines, schwaches: aber ein Licht.
 
(Das Foto von Georg Nawroth wurde mir freundlicherweise von seinem Sohn, dem Grafiker Gerd E. Nawroth zur Verfügung gestellt Vielen Dank!)