Am heutigen Sonntag möchten wir die Kreuzweg Station 5 betrachten: Simon von Zyrene hilft Jesus das Kreuz tragen.
Jesus ist erschöpft. Nur mühsam schleppt er sich noch weiter. Es sind viele Menschen auf den Straßen, die zu schauen, wie Jesus das schwere Kreuz tragen muss. Sie sehen, dass es ihm schwerer fällt. Aber keiner will ihm helfen. Die Soldaten wollen zum Ende kommen.
So greifen sie, als sie die Stadt, durch die Richtpforte verlassen, einen Mann auf, der vom Feld kommt. Simon von Zyrene. Sie zwingen ihn, das Kreuz zu tragen.
Simon kam vom Feld, bestimmt war er erschöpft. Simon kann sich dagegen nicht wären. Er unterliegt dem Befehl der Soldaten. Welche Gefühle mag das bei ihm auslösen: Vielleicht ist es die Angst, selbst in den Strudel der Gewalt zu geraten? Mag sein, dass Simon Mitleid mit dem Todkandidaten empfindet oder auch Wut, sich diesen Zwang nicht widersetzen zu können.
Wenn wir die Kreuzwegstation betrachten, welche der Görlitzer Künstler Dr. Georg Nawroth gestaltet hat: Sehen wir Jesus erschöpft, von den Strapazen, unter dem Kreuz liegen.
Simon blickt traurig auf dem Verurteilten. Simon streckt seine Hand nach Jesus aus, spendet in diesem Moment Trost. Seine Handbewegung bedeutet: Du bist nicht allein, ich begleite dich!
Auf das Ganze der Passion gesehen, bedeutet diese Hilfeleistung nur sehr wenig. Aber Jesus genügt ein Lächeln, ein Wort, ein Zeichen, eine Spur Liebe, um die Fülle seiner Gnade über die Seele des Freundes auszugießen.
Manchmal ragt plötzlich das Kreuz vor uns auf, ohne dass wir es gesucht haben: Es ist Christus, der nach uns fragt. Wohl mag sich das Herz gegen dieses Kreuz sträuben, das uns - weil wir nicht mit ihm rechnen – vielleicht zu groß erscheint...
Haben wir Mut und nehmen wir das Kreuz auf uns!
Betrachten wir diese Station in der modernen westlichen Welt, besonders im städtischen Bereich, da nehmen die Einsamkeit, Anonymität und fehlende Solidarität zu. Wo Menschen ein Kreuz zu tragen haben, ist nicht immer jemand zur Seite, der es ihnen zu tragen hilft. Wenn Menschen ihre Hilfe anbieten, sollen sie es in diskreter Weise tun, ohne sich aufzudrängen oder die anderen zu beschämen.
Es gehört zur christlichen Verantwortung, mit offen Augen und offenen Herzen in Zeit und Gesellschaft hineinzublicken, um zu erkennen, wo wir, wie Simon von Zyrene heute handeln sollen.
Jeder und jede von uns ist eingeladen, sich zu fragen: Bin ich bereit, die Zeichen der Zeit und die Nöte der Menschen zu erkennen? Bin ich bereit, selbst Hilfe anzunehmen und mein Kreuz auf mich zu laden?