Im Jahr 2004 bemühte sich der damalige Pfarrer Pater Alfred Lindner SDB um die Neugestaltung der alten Glaswand hinter dem Nahmmacherschen Kreuz, das den von Max Bochmann geschaffenen Jesus-Korpus trägt. Doch während Nahmmacher und Bochmann ihre künstlerische Berufung zu einem Beruf gemacht hatte, gestalteten das Dornbusch-Bild Gymnasial-Schüler in ihrer Freizeit, angeleitet von der damaligen Kunststudentin Ilaria Matrone. Der Wunsch, während eines freiwilligen sozialen Jahres mit Kinden und Jugendlichen zu arbeiten, führte die Italienerin damals nach St. Antonius und ins Don-Bosco-Haus. Im Rahmen eines Kunstzirkels beschäftigten sich Schüler des Einsiedlers Gymnasiums (die teilweise durch ein nichtchristliches Umfeld geprägt wurden) mit der biblischen Geschichte und fassten das sprachliche Bild der Anwesenheit Gottes in diese Darstellung. Der Altarraum ist etwas Besonderes. Von dort aus verkündet der Priester Gottes Wort und vollzieht die Wandlung. Der Tabernakel weist auf die Anwesenheit Gottes in seiner Kirche hin. „... denn der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden!" (Ex 3,5)
Bekanntermaßen sind Kirchen wahre Schatzkammern künstlerischer Werke. Dennoch sind Kirchen keine Museen, sondern Orte des Glaubens und Lebens. Gotteshäuser verändern sich genauso, wie die Menschen in den Kirchenbänken, ihre Gebete und Lieder. Gemeindeglieder gestalten Kirche nicht nur intellektuell oder zwischenmenschlich, sondern, wie in unserer Kirche sichtbar, auch materiell. Und so geben unter Gottes Augen verschiedene Dinge Zeugnis eines von Gemeindegliedern gestalteten Gotteshauses.
Neben den schon betrachteten Werken von Bochmann und Nahmmacher befinden sich weitere Arbeiten. Wir sehen links, vor der Mutter Gottes mit Jesuskind einen Opferkerzenleuchter.Ein stark getrockneter Fichtenstamm wurde dafür behauen, geglättet und dem Farbton des Altarholzes angleichend gebeizt. Durch nochmaliges Trocknenerhielt das Holz eine rissige Struktur. Die Kerzenhalter wurden in verschiedenenLängen geschmiedet und in den Stamm verteilt eingeschlagen. Den oberen Abschluss bildet eine fünfeckige Schale, die einen Blumenschmuck oder eine großeKerze aufnehmen kann. Der Entwurf und die Gestaltung kommt von dem Handwerksbetrieb Schmiede-Metallbau Prüfer. Gespendet wurde dieser Kerzenstock von acht Mitgliedern der St.-Antonius-Kirchgemeinde.
Im gleichen Stil finden wir unter dem Jesuskreuz ein kleines Pult für das Evangelienbuch: Der dort verarbeitete Stamm hat analog der anderen Holzgestaltungen aus der Firma Prüfer eine Höhe von 70 cm. Ein 2 mm starkes Stahlblech, abgewinkelt, mit einer Fläche von 400 x 300 mm in 30° Schrägstellung, hält das schwere Buch. Diese Buch-Ablagefläche, mit Rundstahl verschweißt und in das Holz eingeschlagen, ergibt eine kompakte Stele, die formschön und formgleich dem gesamten Bild am Altar entspricht. Auch hier zeichnet der Handwerksbetrieb Metallbau Prüfer für Entwurf, Gestaltung und Herstellung verantwortlich. Finanziert wurde diese Stele mit Spenden: von Familie Prüfer und einem weiteren Gemeindemitglied.
Rechts (vor dem Tabernakel) begrüßt uns die dritte Arbeit aus der Neukirchener Schmiede: ein Abstelltisch für liturgische Geräte. Es ist nicht schwer zu erkennen, dass dieser Tisch eine Einheit mit den eben beschrieben Werken bildet: die Fichtenstämme, die geschmiedete Rundstange, 2 mm dickes Stahlblech. Obenauf gibt eine 3 cm starke Marmorplatte, die wiederholend am Altar zu finden ist, eine edle Ablagefläche für die liturgischen Geräte, wie Kelch und Behälter für Wasser und Wein. Dieses Teil ist entsprechend klein und handlich entworfen und gefertigt, um es an verschieden Stellen am Altar zu deponieren.
Das aufmerksame Auge wird am Nahmmacherschen Sockel der Marienstatue auch einen kleinen Kerzenhalter erkennen. Das ist eine der neuesten Errungenschaften im Altarraum und ersetzt seit 2009 einen alten Kerzenständer. Der alte Ständer hatte eigentlich nie so richtig in den Altarraum gepasst.
Ebenfalls 2009, dem 75. Jahrestag unseres Kirchbaus, fand (als Dauerleihgabe) ein Opferstock den Weg in das Gotteshaus: Gefertigt aus einem Blechkasten mit Klappdeckel und Sicherheitsschloss. Diese Geldkassette wurde mit geschmiedeten Bändern und Eckverstärkungen sowie einem Geldeinwurfschlitz versehen. Als Ständer wurde ein Vierkantstahl mit mittig geschmiedetem Musterteil an den Blechkasten geschweißt. Als Standfläche ist eine Stahlplatte in der Mitte kreuzförmig aufgespaltet, die Ecken hochgebogen, durch die Öffnung der Vierkantstahl geschoben und von unten verschweißt. Dieser stabile Opferstock ist anthrazitfarbig gestrichen und nicht platzgebunden. Auch er ist eine Arbeit aus der Neukirchener Schmiede Prüfer, einem Familienbetrieb, der nun schon in dritter Generation geführt wird. Familie Prüfer ist seit Jahrzehnten aktiv in unserer Gemeinde und den verschiedenen Gremien tätig und zu Hause.
Und so vereinigt unsere Kirche Schätze verschiedener Menschen und Epochen zu einem großen Schatz, der gleichzeitig Auftrag der Kirche ist: Menschen Gottes Wort und seine liebende Botschaft zu verkündigen und natürlich auch zu leben. Das Leben in der Kirche beginnt mit der Taufe (eines Kindes) und trägt den Menschen (idealerweise) durch sein ganzes Da-Sein. Harmonisch fügt sich unser neuer, zum 80. Kirchweihjubiläum von P. Bernhard Kuhn SDB geweihter Taufstein in Farbgebung und Stil in die Antoniuskirche ein. Schmiedemeister Bernhard Prüfer bearbeitete mit dem Beil einen Fichtenstamm in die Form einer Stele. Bewusst wurden (als Ausdruck der Zerrissenheit unserer Seele) die Risse im Holz belassen. Im Kontrast dazu steht die Makellosigkeit der Schöpfung. Sie drückt sich in einer glatt polierten Innenschale aus. (Ein Steinmetz hat sie gefertigt.) Der grüne Granitstein "Verde Maritace" weist am Schalenrand in goldenen Lettern auf die Bedeutung des Sakramentes hin: "Aqua vitae - Wasser des Lebens" mit dem Symbol einer Taube. Vollendet schön ist das Gefäß von innen, grob behauen dagegen die Unterseite. Sie will an den holprigen Weg unserer Vollendung erinnern. Drei geschmiedete Stähle (auch von Bernhard Prüfer gefertigt) tragen die koastbare Taufschale auf dem zerrissenen Holzstamm. Die Stähle stehen für die Dreifaltigkeit: den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist.
Nicht mehr in der Kirche, sondern in einem Gemeinderaum finden wir eine Herz-Jesus-Statue. Der Künstler dieser wunderbaren Schnitz-Arbeit ist leider nicht mehr bekannt. Für die Gemeinde hat dieser Jesus aber eine besondere Bedeutung. In der alten Kirche (also bis zum Umbau 1975/1976) befand sich diese Plastik im Altarraum. Gestiftet wurde die Herz-Jesus-Statue vom Vater des Pfarrers Bernhard Toddenroth. Toddenroth, Erbauer der Kirche, und ihr erster Pfarrer, kam aus Münster in Westfahlen. Deshalb ist anzunehmen, dass die Herz-Jesu-Figur dort von seinem Vater in Auftrag gegeben und dann der Gemeinde geschenkt worden ist. Auf alle Fälle ist diese Stiftung eine wunderbare Geste und schon deshalb verdient diese Figur immer einen Platz im Herzen der Gemeinde, genauso, wie die Bochmannsche Pieta, über die auch schon geschrieben worden ist.
Aus Stuttgart erreichte mich im März 2010 ein Stück Altarplatte. Bei den Abbrucharbeiten des alten Altars 1975 gelangte dieses Stück auf nicht mehr rekonstruierbaren Wegen in die damalige BRD. Nach nun 35 Jahren fand das abgebrochene Stück Stein wieder den Weg zurück nach St. Antonius. Gut zu erkennen sind zwei Kreuz-Einkerbungen in der Platte. An diesen Stellen hatteBischof Petrus Legge 1935 den Altar gesalbt. An diessen Stellen brannte die Steinplatte rituell, so wie es bei jeder Altarweihe üblich ist, um alles Unreine dem reinigenden Feuer zu übergeben. Dann erst darf die Wandlung (also die wahre Anwesenheit Christi in Fleisch und Blut) vollzogen werden. „... denn der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden!" (Ex 3,5). Diese Stück der Altarplatte wird mittelfristig für alle Besucher der St.-Antonius-Kirche zu sehen sein.
Mein herzlicher Dank gilt Familie Prüfer, die mir wertvolle Hinweise zu ihren Arbeiten gegeben hat. Ohne dieses Fachwissen und ihre Formulierungshilfen, wäre eine so fundierte und ausführliche Beschreibung der Gegenstände nicht möglich gewesen!