Lokführerstreik und St. Martin
Nun warte ich schon seit einer Woche auf meine Tabaklieferung, die mir die doofen Webmaster als Vorschuss für diesen Artikel über Online-Versand bestellt haben. Doch laut meiner „Tabak-lieferungs-verfolgungs-App“ liegt mein schönes Zeug in irgendeinem Güterwagen, irgendwo auf einem Bahnhof. Denn die Lokführer streiken. Na, wenn man den GDL-Chef, also den Wut-Claus, ernst nimmt, will man ja gar nicht streiken, aber man muss. Und es ist ja auch für die streikenden Lokführer purer Stress, wenn sie jetzt vor ihrer Lok stehen müssen, als in ihrer Lok zu sitzen. Ja, für mich ist es auch Stress, wenn ich vor dem verschlossenen Güterwagen stehen muss, als meinen Tabak aus dem Güterwagen rausholen zu dürfen. Mensch, hätte man doch den Tabak mit dem Bus transportiert: über die Autobahn. Das ist eben der Preis, wenn man Waren von der Straße auf die Schiene haben will, und die dann auf dem Abstellgleis landen. 100 Millionen kostet das die Wirtschaft täglich, weil Wut-Claus Wut hat. 100 Millionen Euro! Für das Geld müsste ich nie wieder auch nur ein Komma für die blöden Webmaster schreiben! Dann könnte ich das Leben wirklich in vollen Zügen genießen! Ach, ne, das geht ja nicht: die Lokführer streiken. Na gut, dann gehe ich eben am 11. November zum Martinsfest auf den Theaterplatz. Dort gibt es Martinshörnchen. Und man kann dort auch beten. Zum Beispiel: „Lieber Gott, bitte schenke Wut-Claus wieder etwas Entspannung, damit nicht er so angespannt ist, sondern die Loks vor meinen tabakhaltigen Güterwagen! Amen!“ Ist das nicht eine schöne Fürbitte?
Im Internet gibt es ein Plakat, das mir, mitteilt, der Martinszug fällt nicht aus. Man hört es gerne. Doch ich habe Angst, dass Wut-Claus dies Plakat im Internet auch liest. Doch zum Glück steht er mit seinen Lokführern auf dem Bahnhof vor den Loks und schüttelt mit dem Kopf, wenn Reisende die Dienstleistung in Anspruch nehmen wollen, für die sie bezahlt haben. Denn sollte Wut-Claus das im Internet wirklich gelesen haben, liebe Leute, ich versichere Euch, der Martinszug würde auch bestreikt werden. Garantiert! Mit seinem Messerscharfen Verstand, könnte Wut-Claus nicht verstehen, warum Pferde bei ihm noch nicht organisiert sind. Schließlich sind Pferde Transportmittel und die Reiter könnten Lokführer heißen. Gut, man könnte sie auch Busfahrer nennen. Dann müssen eben Busfahrer auch noch von der GDL vertreten werden, wie jetzt schon die Zugbegleiter. Denn Zugbegleiter sind ja irgendwie Lokführer, weil sie die Lok mit dem Zug begleiten. Jedenfalls sind Pferde Transportmittel und der schlaue Wut-Claus möchte den Reiter, also den St. Martin, ganz schnell zu einem Lokführer machen und ihn damit von seinem Pferd herunterholen. Schnell würde Wut-Claus in den Tagesthemen die Parole von sich geben: „Ich will nicht nur für Lokführer, sondern auch für Zugbegleiter und Heilige Tariferhöhungen verhandeln!“ Natürlich fragt der Tagesthemen-Moderator dann, was Heilige mit Lokführern verbindet! „Das ist doch ganz klar“, verteidigt sich Wut-Claus: „Heilige locken mit ihrem Leben und Vorbild viele Menschen an und führen sie hin zu Gott. Sie locken an und führen zu Gott. Wenn das keine „Lokführer“ sind, na wer dann?“ Bums. Wir lernen daraus: Die GDL streikt auch für Tariferhöhungen für Heilige! Wut-Claus will alle vertreten, alle, alle, alle … Und warum soll St. Martin nun streiken? Weil Wut-Claus ihm erklärt, dass er seinen Mantel nicht mehr teilen muss. Ganz im Gegenteil. Er bekommt sogar noch einen zweiten dazu geschenkt: eine Warnweste mit dem Schriftzug GDL. Wenn das kein Anreiz ist! Und der arme Bettler, der immer den halben Mantel von St. Martin bekommen hat? Na, an den denkt natürlich niemand. Dem geht es, wie allen Bahnkunden. Er sitzt irgendwo herum und wartet, dass Martin endlich mit seinem halben Mantel vorbeikommt.