Röm.-kath. Pfarrei Hl. Mutter Teresa Chemnitz
Gemeinde St. Antonius
Erfenschlager Str. 27 • 09125 Chemnitz • Tel.: 0371/50034
Kreuz
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Die Globalisierung
 
anton-globalisierungImmer wieder belächeln die modernen Leute meine gute alte katholische Kirche. Die wäre von gestern, unzeitgemäß und ein Relikt der längst überholten Zeit. (Lesehilfe für die PISA-gestresste „Mit-dem-Game-Boy-durch-den-Wald"-Generation: Relikt heißt: Überbleibsel. Beispiel: Buch ist ein Relikt aus der Zeit, als Inhalte auf DVD oder Hörspiel-CD noch selber gelesen werden mussten). Endlich, ja endlich hat nun auch die hoffnungslos barocke und gepuderte Kirche die Zeichen der Zeit erkannt: die Globalisierung. Zunächst wurde fusioniert, um die Synergie-Effekte optimal zu nutzen. Die Vorteile der jetzt „kathogelischen" Kirche überwogen. Man konnte Immobilien abstoßen, Heizkosten sparen, das Personal zusammenfassen und so weiter. Anfängliche Unstimmigkeiten bei der Kleiderordnung wurden durch einen Kompromiss gelöst. Aus Stolen-Stoff wurden Beffchen geschnitten. So war jeder Theologe aus den früher konkurrierenden religiösen Unternehmen zufrieden. Die Synergie-Effekte waren beeindruckend, aber das neue Zauberwort hieß: Billiglohnland. Also ab in die Tschechei! Geht nicht, sagen Sie? Doch geht. Die Predigt kommt als PDF-Datei aus dem Internet und für wichtige seelsorgerische Einzelgespräche wurde extra ein Callcenter mit kompetenten Theologen eingerichtet. Doch bald war das Billiglohnland nicht mehr billig genug. Indien hieß die neue Niederlassung. Anfangs gab es leider etwas Integrationsprobleme mit der dort nun anzusiedelnden Kirche, weil man Indien nicht gerade als Wiege des Christentums bezeichnen konnte. Doch Entwicklungshilfe löste das Problem schnell und nachhaltig. Und als ich aus meinem Fenster blickte, stand vor meiner guten alten Kirche ein großes buntes Plakat. „Wir haben für Sie die Kirche schlank, effizient und zukunftsfähig gemacht, damit Sie auch morgen noch gerne bei uns Christ sind!" ... Schweißgebadet wache ich nachts auf. Sofort greife ich zum Telefon und rufe meinen Pfarrer an. Seine anfängliche Reaktion war etwas pikiert: Er fragte verschlafen, warum ich ihn nachts um 3 Uhr mit der Frage belästige, ob er schon in Indien wäre. Er sei doch nicht Mutter Teresa … und ob ich besoffen wäre oder einen „an der Klatsche" hätte! Doch nach dem ersten Schock, den meine Frage bei ihm ausgelöst haben muss, schien er wie ausgewechselt. Er fragte besorgt, ob ich Fieber hätte und krank sei. Er könne in 25 Minuten bei mir sein und mir die Krankensalbung geben, er müsste nur noch neue Socken aus dem Schrank holen und ich solle auf Gott vertrauen und, und, und.
Es war mir peinlich, ihm beichten zu müssen, dass es mir gut geht und ich nur schlecht geträumt habe. Glücklich legte ich mich wieder ins Bett. Ich bin froh, dass die Kirche nicht jeden Mist mitmacht!antonsch.jpg