Der Pfarrgemeinderat
Neulich in Südkorea, da hat es geregnet, geregnet und geregnet. 18 Runden sind die schnellen Formel-1-Boliden dem langsameren Safety-Car hinterhergerutscht: im Aquaplaning. Keiner durfte überholen, alle mussten dem Sicherheits-Auto hinterherfahren. Was wäre eigentlich passiert, wenn das Safety-Car in einen Reifenstapel gerutscht wäre? Hätten die 22 Autos auch dann hinterherfahren müssen? Heute darf ich aber nicht über das Rennen philosophieren, denn ich muss Geld (in meinem Falle Tabak) verdienen. In St. Antonius gab es etwas viel wichtigeres: die Pfarrgemeinderatswahl. Da soll nochmal jemand sagen: "Der Papst bestimmt alles!" Also an die Adresse von „Wir sind Kirche!": „WIR (in St. Antonius) haben einen Pfarrgemeinderat gewählt, nicht der Papst." So, und ich soll nun erklären, was ein Pfarrgemeinderat ist, sonst gibt es keinen Tabak, meinen die blöden Webmaster. Es gibt zwei Arten von Pfarrgemeinderatsmitgliedern: die geborenen und (im Umkehrschluss) die ungeborenen. Die Ungeborenen haben nicht nur den Nachteil, dass sie nicht geboren wurden, nein, sie unterteilen sich nochmal in zwei Untergruppen - sind also, wie zweieiige Zwillinge im großen Leib von „Mutter Kirche." Doch dazu später. Erstmal zu den Geborenen. Geboren worden ist zum Beispiel der Pfarrer. Daran kann ja eigentlich auch keiner zweifeln, denn man sieht ihn jeden Sonntag die Kanzel hochklettern. Also er ist geboren, er ist da. Sonst würde ja sonntags kein Pfarrer die Kanzel erklimmen, sondern ein (heiliger) Geist. Leider geht es mit den geborenen Mitgliedern immer mehr zurück. Das nennt sich dann Priestermangel und passt zur demografischen Entwicklung in Deutschland. Dort nennt man diese beängstigende Entwicklung "Fachkräftemangel". Damit also der Pfarrgemeinderat einer Gemeinde mit Leben erfüllt wird, gibt es noch die ungeborenen Pfarrgemeinderatsmitglieder. (Jetzt weiß ich auch, warum sich die katholische Kirche so vehement für das ungeborene Leben einsetzt!) Die meisten Ungeborenen werden gewählt, sind also Wunschkinder. Das ist wie bei Bundestagswahlen. Mann wackelt zur Wahl, und macht ein Kreuz („Wir sind Kirche!" WIR haben die Kreuze gemacht - nicht der Papst!). Am besten, man wählt nach dem Gottesdienst, dann hat man noch in Erinnerung, wie ein Kreuz aussieht. (Tipp: ein Wahlzettelkreuz bitte um 45 Grad drehen; also, wie ein X oder - für die ganz Frommem bzw. alle Eisenbahnfans: wie ein Andreaskreuz malen!). Man will doch seinen ungeborenen Wunschkindern nicht durch ungültige Stimmen den Start ins Leben durchkreuzen! Manche Ungeborenen werden nicht gewählt. Sie sind keine Wunschkinder, werden aber zu solchen gemacht: durch den Pfarrer. („Lasset die Kinder zu mir kommen …"). Das passiert zum Beispiel, wenn Hochwürden meint: „Wie soll ich denn mit dieser Windeltruppe arbeiten?! Ich brauche unter Berücksichtigung der territorialen und sozialen Struktur noch den und den." Klingt sehr erwachsen! Also beruft der Pfarrer sein Wunschkind mit dazu und alles ist gut. Schon darf der Pfarrgemeinderat arbeiten. Zum Beispiel steht in der PGR-Ordnung: er soll sich um Randgruppen kümmern, also, um so einen einsamen Schreiberling, wie mich. Vielleicht klopft mal jemand von denen an meine Tür, hat ein Päckchen Tabak in der Hand und sagt: „Anton, wir kümmern uns um dich!" Das wäre nett und würde mich aus der Abhängigkeit der Webmaster befreien. Warum ich nicht für den Pfarrgemeinderat kandidiert habe? Na hören Sie mal. Dann müsste ich ja konsensfähig sein und meine Texte zur Abstimmung vorlegen, bis sie zweidrittelmehrheitsfähig sind und sich lesen, wie eine Amtsblattveröffentlichung: jedes Wort von sechs Leuten fünf Mal durchgelutscht. Ach ne, macht mal lieber ohne mich, Ihr geborenen und ungeborenen Wunschkinder. Ich werde Euch mit meiner spitzen Feder begleiten. Muss ich ja aus einer Not heraus, denn Tabak soll bald wieder teurer werden.