Protest, Protest, Protest!
Plötzlich ist der Volkszorn ausgebrochen und tausende Demonstranten wollen in Stuttgart keinen neuen Bahnhof mehr. Aber wie sind sie denn alle zur Demo gekommen? Etwa mit dem Zug? Oder mit dem Auto über Schnellstraßen, gegen die man vor 20 Jahren erfolglos demonstriert hat? Egal, ich kleiner Anton kann es nicht beurteilen. Aber Rettung naht aus ganz anderer Richtung. Auf dem Bauplatz lebt der Juchtenkäfer. Kennen Sie nicht? Er steht unter Artenschutz und darf nicht berührt werden. Soll man nun den Bahnhof um den Käfer herumbauen? Warum nimmt man ihn und seine ganze Familie nicht einfach und schiebt ihn auf die Nachbarwiese ab? Weil es ethisch unmoralisch ist, das Geschöpf Gottes einfach umzusiedeln! Verstehe ich nicht. Mit alten Leuten klappt das doch auch! Da packt man Oma ins Auto, ihren durchgesessenen Ledersessel dazu, ein Bild von Opa, das Gesangbuch von der Konfirmation, wenn sie quengelt noch schnell ihren alten Wecker und schon geht es ab ins Altersheim. Da geht sie keinem mehr auf den Wecker. Warum sollte das mit dem Juchtenkäfer so ähnlich nicht auch möglich sein? Weil Juchtenkäfer wichtiger sind, als … Ich versteh nur noch Bahnhof.
Proteste gabs auch im niedersächsischen Wendland. Dort brachte die Bahn Castor-Behälter fürs Zwischenlager. Bitte Castor nicht mit Castro verwechseln. Der ist in Kuba. Also Castor kam ohne Castro und die Protestler (bitte nicht mit Protestant verwechseln - das ist etwas ganz anderes!), also die Protestler taten alles, um die Container am Weiterfahren zu hindern. Dann gabs die obligatorische Prügelei mit der Polizei. (War die Schlacht im Teutoburger Wald nicht auch in Niedersachsen?)
Proteste gibt es manchmal auch von Katholiken. „Wir sind Kirche!", heißt die Truppe. Obwohl sie, verglichen mit den anderen Protestlern (noch) lammfromm ist, hat sie auch eigene Ideen, die es durchzusetzen gilt: zum Beispiel gegen die „Kluft zwischen Klerus und Laien" anzugehen. Welche Kluft? Was kann ich dafür, wenn der Pfarrer im Pfarrhaus zwei Stockwerke unter mir wohnt?! Soll ich ihn nun bitten, in meine Dachwohnung einzuziehen, sozusagen zur Überwindung der Kluft? Mal sehen, wie lange es dauert, bis diese WG ins Gerede käme. Oder sollen wir (zur Kluftüberwindung) uns sonntags im Schneidersitz in den Altarraum setzen, mit dem Pfarrer in gemütlicher Runde gemeinsam Messwein trinken und Hatty Potter lesen, damit nicht immer nur die Hobbys der Priester (Evangelium lesen) gepflegt werden? Noch bemerkenswerter ist der Vorschlag, bei Bischofsernennungen mitzubestimmen. Gehen wir dann aller 4 Jahre einen Bischof wählen? Wahlkampf mal anders! Der Kandidat, der am meisten verspricht und am wenigsten Ärger macht, wird gewählt. Ich wähle den, der als Priester vor 20 Jahren vergessen hat, Opa zum 72. Geburtstag zu gratulieren, nicht zum Bischof. Denn dafür gibt es keine Entschuldigung! „Wir sind Kirche" würde diesen Tatbestand als „Entfremdung der Amtskirche von der Basis" auslegen, die gar nicht mehr weiß, dass Basis-Opa vor 20 Jahren 72 geworden ist, obwohl „die da oben" es wissen müssten, das Datum des 72. Geburtstages stand ja 72 Jahre lang fest. Weiß die Basis eigentlich, wann ihr Pfarrer Geburtstag hat - oder ist das alles eine Einbahnstraße? Betrifft die neue Mitbestimmung auch den Bischof von Rom … Papst genannt? Er wird schon traurig aus seinem Fenster blicken und fragen: „Bin ich eigentlich auch noch Kirche? Muss ich mich nun auch aller 4 Jahre zur Wahl stellen?" Armer Papst!