Röm.-kath. Pfarrei Hl. Mutter Teresa Chemnitz
Gemeinde St. Antonius
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Kreuz
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Ich muss fasten - leider!
 
oelEigentlich halte ich nicht viel von Fasten, bin eben ein Genussmensch. Ich werde aggressiv, wenn mir jemand meinen Tabak wegnimmt und weniger essen, das funktioniert bei mir nicht. Hunger macht böse. Doch dieses Jahr ist alles anders. Ich faste Auto! Nein, das tue ich nicht, weil ich gerne laufe oder auf den Zug warte. Es macht mir keinen Spaß, neben streikenden Lokführern zu stehen, und deren lustiges, kulturell wertvolles Transparent zu interpretieren. Mir reicht eigentlich eine schlichte Beförderungsdienstleistung zu Marie. Ich faste nicht freiwillig Auto, nein, ich MUSS es. Schuld daran ist der Benzinpreis. Der steigt und steigt und steigt. Diesmal hat Libyen Schuld. In den vergangenen Jahren waren es Wirbelstürme in Texas. Manchmal hatten Spekulanten Schuld am Preisanstieg, das Atomprogramm des Herrn "Ach…wie…schreibt…er…sich…gleich…schad" oder der hohe Verbrauch in China, weil Chinesen keine Lust mehr auf Fahrradfahren haben, sondern Autos haben wollen. Ja, bald fahren die alle Auto und wir fahren Fahrrad, weil Benzin für uns unbezahlbar geworden ist. Vielleicht hat auch bald die katholische Kirche Schuld am hohen Ölpreis: und zwar immer dann, wenn sich Priester wieder mal bevorraten müssen, damit sie es auch dabei haben, wenn man sie ins Krankenhaus zur Spendung der letzten Ölung ruft. Aber zur Zeit hat Libyen Schuld. Klar, wenn zwei Prozent der weltweiten Ölförderung ausfallen, rechtfertigt das eine zwanzig-prozentige Preiserhöhung von Nordseeöl. Das ist doch nachvollziehbar, denn die Nordsee liegt in Libyen! Das ist doch nur ein Angstzuschlag, versichern die Ölkonzerne. Denn in Saudi-Arabien könnte vielleicht auch bald die Förderung nachlassen. Ach, fördern die auch Nordseeöl? Angstzuschlag, hätte könnte …! In der Osternacht könnte sich der Pfarrer erkälten und die halbe Gemeinde anstecken. Vielleicht sollte die Apotheke, aus Angst davor, schon mal die Preise von Nasentropfen erhöhen! Letztens wollte ich mein Auto nochmal etwas betanken und habe einen Tankrüssel mit der Beschriftung E10 gesehen. O, dachte ich, jetzt geht das hier auch schon los, mit den giftigen E-Zusätzen. Die kannte ich eigentlich „nur" aus Fertig-Kartoffelbrei oder Gummibärchen. Dort wurden die Zusatzstoffe nicht benannt, weil das „Chemie-Chinesisch" sowieso keine „In-der-Mikrowelle-warm-mach-Köchin" verstand. Also wurde „Chemiegifthexaoxidmethylennucleinnitridkarbonatsulfat" einfach und verständlich mit E08-was-weiß-ich" gekennzeichnet. Nun geht das beim Benzin also auch schon los! Zum Glück klärte mich der Tankwart auf. E10 habe mit den krebserregenden Zusatzstoffen in der Nahrung nichts zu tun, sondern sei eine Beimischung von pflanzlichem Bioethanol. Dadurch würde Erdöl gespart … und … und … und … Erst mal war ich froh, dass mein Auto davon keinen Krebs bekommt, aber ob mein Auto den Mist verträgt, das wusste der Tankwart auch nicht. Aber ich könne ja sicherheitshalber Superplus tanken. Das wäre generell zwar etwas teurer, ist es heute aber nicht, weil es nämlich ausverkauft sei. Na toll!, denke ich und ziehe Parallelen. Stellen wir uns vor, es wird politisch angeordnet, in der Kirche muss Wasser gespart werden, weil sauberes Wasser ein wertvoller Rohstoff ist. Also knallt der Küster in das Weihwasserbecken einfach etwas biologisch abbaubaren und nachwachsenden Birkensamen. So passt weniger Wasser in das Weihwasserbecken und wir haben gespart. Für die 10 Prozent Kirchenbesucher, die eine Birkenpollenallergie haben, gibt es ein ganz normales Weihwasserbecken, so wie es an der Tankstelle mit dem Superplus gehandhabt wird. Dummerweise wissen viele Kirchenbesucher nicht, ob sie eventuell auch eine Pollenallergie entwickeln könnten und stehen lieber an dem alten Weihwasserbecken an. Das neue, biologisch wertvolle Gemisch floppt. Hoher Ölpreis, E10-Verunsicherung … also, ich kann nicht mehr mit dem Auto fahren und muss nun Autofasten. Das ist blöde, besonders, weil in der Bibel steht: „Wenn ihr fastet, sollt ihr nicht sauer dreinsehen wie die Heuchler; denn sie verstellen ihr Gesicht, um sich vor den Leuten zu zeigen mit ihrem Fasten." (Matthäus 6,16) Also, ich darf meinen Ärger nicht zeigen und muss auch noch so tun, als freute ich mich über mein Fastenopfer und wäre ganz stolz auf mich! Na schönen Dank! Gut, ich will es in der Fastenzeit versuchen, mich nicht darüber zu ärgern, dass ich mit meinem Auto über keine Kreuzung mehr fahren kann. Nein, ich ärgere mich darüber nicht, sondern bin gern Fußgänger. Ich werde nun über keine Kreuzung mehr fahren, sondern den Kreuzweg laufen und versuchen, froh darüber zu sein.antonsch.jpg