Röm.-kath. Pfarrei Hl. Mutter Teresa Chemnitz
Gemeinde St. Antonius
Erfenschlager Str. 27 • 09125 Chemnitz • Tel.: 0371/50034
Kreuz
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Social Network
 
anton-networkNein, ich bin nicht mehr bei Facebook. Dadurch habe ich zwar 243 Freunde weniger, aber mit dieser Einsamkeit kann ich leben. Dabei frage ich mich schon lange: was ist an diesem Netzwerk sozial. Man hat einen Haufen „Freunde", mit denen man sich online die intimsten Dinge austauscht (Dinge, die man niemals dem Pfarrer anvertrauen würde), doch wenn ich dann mal tippe: „Lasst uns über Gott reden!", dann sind plötzlich alle offline. Ob ich ein religiöser Fanatiker wäre, fragte mal einer. Als ich mal vorsichtig anfragte, ob mir jemand bitte helfen könne einen Schrank und eine Leiter in meine kleine Dachwohnung zu tragen, waren plötzlich 242 von 243 sozialen Netzwerk-Freunden offline. Der letzte tippte nur altklug: ich solle unbedingt die Finger von der Leiter lassen, denn Sprossen haben EHEC. Schönen Dank! Wozu brauche ich dann überhaupt Internet? Schon wenn ich das Browser-Programm öffne, könnte ich vor lauter Ekel rückwärts essen. Der blöde Webmaster (es ist ja nur noch einer, der andere hat das Weite gesucht) hat doch tatsächlich die St.-Antonius-Homepage als Startseite für mich eingerichtet. Damit ich meinen Arbeitgeber nicht vergesse, meinte er. Leider ist der blödere von beiden mir erhalten geblieben! Kichern könnte ich immer, wenn ältere Leute felsenfest behaupten: Internet, nee dafür bin ich zu alt. Das brauche ich nicht. Die nehmen dann lieber ihren Stubenpanzer (Rollator), krachen ihre Handtasche drauf und schieben das Ding vor sich her, bis sie auf dem Bahnhof sind, nur um zu sehen, wann am Wochenende der nächste Zug zu den Enkeln fährt. Dann schieben sie ihren Wagen mit der Handtasche drauf wieder nach Hause. Mit http://www. … wäre man von zu Hause aus zur selben Information gekommen Ja, Internet braucht man eben nicht! Und die Kirche? Die kommt auch noch ganz gut ohne aus. Solange es kein virtuelles Abendmahl gibt, muss man dort hin. Ist ja auch schön. Vielleicht findet man bei den echten (also nicht virtuellen) Menschen noch einen, der beim Schrank hochtragen hilft. Außerdem kann ein soziales Netzwerk auch sehr gefährlich sein, nämlich wenn plötzlich 2300 Leute in Partylaune vor der Kirche stehen und Geburtstag feiern wollen, weil jemand bei Facebook Geschrieben hat: „24. Dezember 17.00 Uhr Christ-Vesper zu Jesu Geburt". Dann hätte die Gemeinde ein handfestes Problem: eine sogenannte Facebook-Party mit gut gelaunten Teilnehmern, schlecht gelaunten Polizisten und Nachbarn, die aus Jesus Geburtstag am liebsten einen Todestag für die Kirchgemeinde machen würden. Also auf der Antonius-Homepage habe ich noch kein Logo irgendwelcher Netzwerke gefunden, weder Facebook, noch Twitter. Twitter: damit kann man aktuelle Kurznachrichten in die Internetglückseligkeit senden: 140 Zeichen maximal. Also wenn der Webmaster Angina bekommt, dann könnte ich mich nicht nur freuen, sondern die ganze Welt dran teilhaben lassen: „Webmaster hat Angina, liegt im Bett und kann mir nicht dumm kommen. Geil!" (73 Zeichen). Ich könnte also noch ergänzen: „Hoffentlich ist es eine Angina pectoris und dauert lange!" (insgesamt 130 Zeichen). Oder wenn der Pfarrer in einem Satz seiner Predigt irrtümlich statt Genitiv den Dativ anwendet und damit sprachlich verunglückt, könnte der aufmerksame Zuhörer schnell in sein Smartphone tippen: „Pfarrer hat im 23. Satz der Predigt falschen Fall genommen. Hätte nicht „dem sein Gott", sondern „dessen Gott" heißen müssen. Schade!" Schon hat man 132 Zeichen in die Welt getwittert. Aber das würde voraussetzen, dass man: erstens genau zuhört und zweitens etwas von deutscher Sprache versteht (Fachkräftemangel). Manche Schüler denken ja 140 Zeichen sind schon ein ganzer Aufsatz. Das war zu meiner Zeit noch anders. Ja, so ist das mit den „Social Networks". Man redet alles in die ganze Welt, obwohl man nichts oder wenig zu sagen hat. Kein Wunder, wenn dann die alten Leute denken: „Internet brauche ich nicht!" Opa Franz sitzt lieber beim Kreuzworträtsel schreibt „Eboli" in die Kästchen, überträgt das „b" in das Kästchen fürs Lösungswort, bekommt es dann heraus, schneidet die Lösungszeile vorsichtig aus, klebt sie auf ein Stück Papier, faltet dies in einen Umschlag, beschriftet ihn, leckt die Briefmarke an (Pfui schmeckt nicht!), geht zum Briefkasten … So schön kann Freizeitgestaltung sein! … und drei Wochen später zählt er zu den glücklichen Gewinnern eines Ondulierstabes. Schade nur, dass Opa Franz fast keine Haare mehr hat. Also geht er mit dem Ding zu seinem Enkel und bittet ihn bei ebay den Gewinn zu verhökern. Ja, so kommen Menschen noch zusammen, auch ohne soziale Netzwerke. Manchmal braucht man eben nur einen Grund zum nichtvirtuellen Treff: entweder Ondulierstab oder Kirche.             antonsch.jpg