Kreuze im Alltag
Ein Kreuzweg
Hunger in Afrika, der Bürgerkrieg in Syrien, tausendfacher Tod; Katastrophen, die aktuell wieder zunehmende blutige Christenverfolgung - das sind die schweren und dicken Kreuze, die auf unserer Welt liegen. Sie schieben sich (zu Recht) immer wieder in das Blickfeld. Parallel dazu gibt es die „kleineren Kreuze", die nicht so existenzbedrohend sind: Kreuze, zu denen wohl eine syrische oder libysche Mutter, die gerade ihren Sohn verloren hat, sagen würde: „Wenn ich nur diese Probleme hätte …" Lange habe ich überlegt, kann man es machen, einen Kreuzweg zu schreiben, der nicht diese ganz furchtbaren Schicksale thematisiert? Vielleicht ist es eine Frage des Blickwinkels. Auch kleinere Kreuze müssen getragen werden und subjektiv können auch sie groß sein. Man darf die Kreuze nicht gegeneinander ausspielen, denn schließlich stehen sie alle vereint in Golgatha: die Großen und die Kleinen. Unter diesem Blickwinkel wage ich es, die „Kreuze im Alltag" ins Licht zu rücken, ohne dabei andere Schicksale in den Schatten stellen zu wollen.
Text und Bilder: Henning Leisterer