Mit Maria & Jesus gelaufen
Olympische Spiele in London, 5000-Meter-Lauf der Frauen. Die Favoritin Tirunesh Dibaba konnte diesen Lauf nicht gewinnen. Ihre Landsmännin, die Äthiopierin Meseret Defar bekam die Goldmedaille: für Statistiker sicher eine kleine Überraschung. Was jedoch in keiner Statistik steht, aus sportlicher Sicht völlig unwichtig erscheint, konnten die Fotografen nach dem Lauf einfangen. Die erschöpfte Goldmedaillengewinnerin zog aus ihrem Trikot ein Bild mit der Gottesmutter Maria und dem Jesuskind. Dieses hatte sie den ganzen Lauf bei sich getragen.
Defar küsste das Bild so innig, wie viele der Sportler ihre Medaille. Sie hat ihren Lauf unter den Schutz Gottes gestellt. Ich habe bei den olympischen Spielen immer wieder gesehen, wie Sportler sich vor ihrem Wettkampf bekreuzigt haben. Natürlich, um Gold zu gewinnen reicht es nicht, sich vor dem Lauf kurz zu bekreuzigen. Dazu muss man jahrelang trainieren, sich durchbeißen, Schmerzen ertragen. Doch die Olympiasiegerin hat Maria und Jesus buchstäblich mitgenommen auf ihrem Weg. Nicht nur in der Bibel, auch in der Gegenwart gibt es genügend Beispiele, was Menschen erlebt haben, die ihr Leben Gott anvertrauen. Oft sind es Lebenswege, die nicht immer so traumhaft golden verliefen, wie das Rennen für Meseret Defar. Man kann vielleicht manche Wege mit Defars Training vergleichen: durchbeißen, Schmerzen ertragen. Aber Gott geht mit, durch Höhen und Tiefen. Für uns ist es eine Einladung, sich an Gott zu wenden, ihn bei sich zu tragen: vielleicht als Kreuz an der Kette, als Rosenkranz in der Hosentasche oder als kleines Bild, um sich ständig an den allmächtigen, befreienden und erlösenden Gott zu erinnern.
Text: Pater Bernhard Kuhn SDB
Foto(montage): Henning Leisterer
Eine leicht gekürzte Version des Textes von Pater Bernhard ist im "Chemnitzer Blick - Am Wochenende" vom 25. August 2012 erschienen.