Kleines Osterlexikon
Schon oft habe ich gehört, dass Ostern nur mit Ostereiersuchen, Schokoladenhasen und festlichem Essen verbunden wird. Doch was feiern wir? Den Frühlingsbeginn oder den Osterhasen, der nach dem Winterschlaf endlich bunte Eier und hoffentlich die Schokolade mit dem richtigen Kakao-Anteil versteckt? In den letzten Jahren habe ich immer wieder Fragen gehört, was zum Beispiel der Gründonnerstag für eine Bedeutung hat. Uns Christen sind die kommenden liturgischen Ereignisse (manche sprechen auch von "Gottesdienstmarathon") eigentlich recht geläufig. Im Jahre 2008 habe ich das „Kleine Osterlexikon“ geschrieben. Eine Bibelstelle und dazu kurze Erklärungen sollen die Tage beschreiben. Dazu gibt es jeweils einen kurzen Beitrag, wie unsere Gemeinde St. Antonius diese Tage begangen hat.
Palmsonntag
Die Jünger gingen und taten, was Jesus ihnen aufgetragen hatte. Sie brachten die Eselin und das Fohlen, legten ihre Kleider auf sie, und er setzte sich darauf. Viele Menschen breiteten ihre Kleider auf der Straße aus, andere schnitten Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg. Leute aber, die vor ihm hergingen und die ihm folgten, riefen: Hosanna dem Sohn Davids! Gesegnet sei er der kommt im Namen des Herrn. Hosanna in der Höhe! Als er in Jerusalem einzog, geriet die ganze Stadt in Aufregung, und man fragte: Wer ist das? Die Leute sagten: Das ist der Prophet Jesus von Nazaret in Galiläa. (Matthäus 21,6-10)
Wir befinden uns noch in der Fastenzeit. Der Palmsonntag erinnert an den Einzug Jesus nach Jerusalem. Auf einem Esel zog er an den jubelnden Mensachen vorbei. Jesus war ihr König und Prophet. Die Menschen winkten mit Palmzweigen, daher der Name "Palmsonntag". Wenige Tage später würde man Jesus den König mit Dornen krönen und kreuzigen. Aber noch wurde er bejubelt.
Da es leider regnete, musste die Palmweihe in der Kapelle stattfinden. Pater Albert zeigte eine gebastelte Krone, das Symbol des Königs. Mit Weihrauch und grünen Zweigen zog die Gemeinde in die Kirche ein. Traditionell wurde in der Kirche das Evangelium von Jesus Einzug nach Jerusalem bis zum Kreuzestod gelesen: in verteilten Rollen. Der Weihrauch unterstrich den festlichen Charakter der Messe.
Gründonnerstag
Während des Mahls nahm Jesus das Brot und sprach den Lobpreis; dann brach er das Brot, reichte es den Jüngern und sagte: Nehmt und esst, das ist mein Leib. Dann nahm er den Kelch, sprach das Dankgebet und reichte ihn den Jüngern mit den Worten: Trinkt alle daraus, das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Ich sage euch, von jetzt an werde ich nicht mehr von der Frucht des Weinstocks trinken, bis zu dem Tag, an dem ich mit euch von neuem davon trinke im Reich des Vaters. Nach dem Lobgesang gingen sie zum Ölberg hinaus. (Matthäus 26,26-30)
Jesus saß mit seinen Jüngern am Tisch und aß das letzte Mal mit ihnen. Er wusste, dass ein Jünger ihn verraten würde. Das Abendmahl ist einer der zentralen Punkte im Christentum. Hier war Jesus seinen Jüngern nahe. Er schenkt sich ihnen in Brot und Wein und ist ihnen und uns damit auch nach seinem Tod nah. Jesus wäscht den Jüngern die Füße. Er begibt sich mit dieser Geste auf die Stufe des Dienenden. Im Gottesdienst wird der Pfarrer symbolisch Füße der Anwesenden waschen. Bis Mitternacht kann die Hostie (der Leib Christi) angebetet und Jesus Gegenwart gespürt werden. Danach wird der Tabernakel leer bleiben. Gründonnerstag verstummen die Glocken und werden erst Ostersonntag, zur Auferstehung wieder läuten.
Der Name Gründonnerstag ist nicht endgültig geklärt. Eine Lesart bezieht sich auf das mittelhochdeutsche Wort "gronan""(steht für "greinen," "weinen", "bereuen"). Reuemütigen Sündern wurde in der frühen Kirchengeschichte vor Karfreitag vergeben.
Der Name Gründonnerstag ist nicht endgültig geklärt. Eine Lesart bezieht sich auf das mittelhochdeutsche Wort "gronan""(steht für "greinen," "weinen", "bereuen"). Reuemütigen Sündern wurde in der frühen Kirchengeschichte vor Karfreitag vergeben.
Jesus tut uns Gründonnerstag etwas Gutes, sagte Pater Albert in seiner Predigt und beide Symbole der Liebe Jesu zu uns werden im Gründonnerstaggottesdienst geschenkt: die Fußwaschung und das Heilige Abendmahl. Pater Bernhard erklärte vor der Waschung, dass er manchen in der Gemeinde bittet, einen Dienst zu übernehmen und nun mit der dienenden Geste des Fußwaschens etwas zurückgeben möchte. Das Evangelium verkündete Pfarrer Heinrich Bohaboj. Von Meißen, wo er bis zu seiner Pensionierung als Dekan wirkte, ging er nun wieder in die alte Heimat Chemnitz und konzelebrierte in seiner Heimatgemeinde St. Antonius, in der er 1969 Primiz feierte.
Der Tabernakel ist geöffnet, die Orgel verstummt, das Passahmahl im Gemeindesaal bereitet. Bis Mitternacht kann am ausgesetzten Allerheiligsten gebetet werden.
Danach gerät Jesus Leiden und Sterben am Karfreitag in den Blickpunkt der Gemeinde.
Der Tabernakel ist geöffnet, die Orgel verstummt, das Passahmahl im Gemeindesaal bereitet. Bis Mitternacht kann am ausgesetzten Allerheiligsten gebetet werden.
Danach gerät Jesus Leiden und Sterben am Karfreitag in den Blickpunkt der Gemeinde.
Karfreitag
Von der sechsten bis zur neunten Stunde herrschte eine Finsternis im ganzen Land.Um die neunte Stunde rief Jesus laut: Eli,Eli, lema sabachtani?, das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Einige von denen, die dabeistanden und es hörten, sagten: Er ruft nach Elija So lief einer von ihnen hin, tauchte einen Schwamm in Essig, steckte ihn auf einen Stock und gab Jesus zu trinken. Die anderen aber sagten: Laß doch, wir wollen sehen, ob Elija kommt und ihm hilft. Jesus aber schrie noch einmal laut auf. Dann hauchte er den Geist aus. (Matthäus 27,45-50)
Nach dem letzten Abendmahl ging Jesus auf den Ölberg. Er wusste, was ihn erwarten würde. Und er nahm dieses Schicksal an. Natürlich bat Jesus seinen Vater, das der Kelch an ihm vorüber gehen solle. Doch dann sagte er: "Nicht mein, sondern dein Wille (Vater) geschehe." Jesus wurde verraten, verspottet, verurteilt, mit der Dornenkrone dem Volk lächerlich gemacht. Dann nahm er sein Kreuz und trug es nach Golgatha, dem Platz, wo Jesus den Tod finden würde. Jesus Hände und Füße wurden mit Nägeln durchbohrt. Während die Soldaten um seine Kleider würfelten litt er am Kreuz neben zwei Verbrechern größte Qualen. Als Jesus gegen seinen Durst nach etwas Wasser rief, bekam er sauren Essig. Mit den Worten: "Es ist vollbracht", starb Jesus am Kreuz.
Der Name Karfreitag stammt von dem althochdeutschen "chara", das soviel bedeutet, wie "Trauer", "Wehklage".
Der Name Karfreitag stammt von dem althochdeutschen "chara", das soviel bedeutet, wie "Trauer", "Wehklage".
Die Kreuzverehrung ist ein zentraler Punkt in der Karfreitagsliturgie. Das Kreuz wird in einer Prozession in die Kirche getragen, vor den Altar gestellt oder gelegt und dort belassen. Nun kann jeder aus der Gemeinde seine ganz persönliche Begegnung mit dem Gekreuzigten haben. Pater Bernhard verwies in seiner Predigt auf das Kreuz im Alltag. Viele Kreuze beginnen ganz klein. Das verglich er mit Jesus Lebensweg. Auch sein großes Kreuz, an dem er sterben musste, begann kleiner: mit Unverständnis oder Anfeindungen im Leben, Verurteilungen, der Einsamkeit auf dem Ölberg, und so weiter. Jesus begegnete allen Anfechtungen mit Liebe. Mit der Kreuzverehrung, so Pater Bernhard, können wir Jesus etwas Liebe zurückgeben.
Am Vormittag verehrten die Kinder und Jugendlichen das Kreuz. Gemeinsam mit Pater Albert gingen sie 5 Stationen, die alle durch eine ganz bestimmte Farbe gekennzeichnet waren. In der Mitte des Saales bildeten diese Tücher ein Kreuz, dessen Zentrum Jesus war und ist. Gottesliebe und Nächstenliebe hießen die Kreuzesbalken zwischen den Tüchern. Jedes Kind konnte eine Kerze zum Kreuz bringen und somit Jesus ehren.
Am Vormittag verehrten die Kinder und Jugendlichen das Kreuz. Gemeinsam mit Pater Albert gingen sie 5 Stationen, die alle durch eine ganz bestimmte Farbe gekennzeichnet waren. In der Mitte des Saales bildeten diese Tücher ein Kreuz, dessen Zentrum Jesus war und ist. Gottesliebe und Nächstenliebe hießen die Kreuzesbalken zwischen den Tüchern. Jedes Kind konnte eine Kerze zum Kreuz bringen und somit Jesus ehren.
Karsamstag
Am nächsten Tag gingen die Hohepriester und die Pharisäer gemeinsam zu Pilatus; es war der Tag nach dem Rüsttag. Sie sagten: Herr, es fiel uns ein, dass dieser Betrüger, als er noch lebte, behauptet hat: Ich werde nach drei Tagen auferstehen. Gib also den Befehl, dass das Grab bis zum dritten Tag sicher bewacht wird. Sonst könnten seine Jünger kommen, ihn stehlen und dem Volk sagen: Er ist von den Toten auferstanden. Und dieser letzte Betrug wäre noch schlimmer als alles zuvor. Pilatus antwortete ihnen: Ihr sollt eine Wache haben. Geht und sichert das Grab, so gut ihr könnt. Dann gingen sie, um das Grab zu sichern. Sie versiegelten den Eingang und ließen die Wache dort. (Matthäus 27,62-66)
Jesus wurde beerdigt. Für seine Jünger ist es ein Schock, auch für Maria, seine Mutter. Karsamstag ist ein ruhiger Tag, gewidmet der Totenruhe Jesu. Manche Jünger sind aus Jerusalem gegangen aus Angst vor Verfolgung. Alle sind verzweifelt und jeder mit sich allein. Für viele ist es ein Wüstentag, ein Tag ohne äußere Ereignisse aber mit innerer Trauer.
In der Kirche gibt es keine Gottesdienste. Auch die Orgel ist immer noch stumm. Nur hinter den Kulissen wird gearbeitet und vorbereitet. Alles soll schön sein, für das größte Fest, dass am Sonntag gefeiert werden soll: die Auferstehung Christi.
Ostersonntag
Plötzlich entstand ein gewaltiges Erdbeben; denn ein Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat an das Grab, wälzte den Stein weg und setzte sich darauf. Seine Gestalt leuchte wie ein Blitz, und sein Gewand war weiß, wie Schnee. Die Wächter begannen vor Angst zu zittern und fielen wie tot zu Boden. Der Engel aber sagte zu den Frauen: Fürchtet euch nicht. Ich weiß, ihr sucht Jesus den Gekreuzigten. Er ist nicht hier, denn er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her und seht euch die Stelle an, wo er lag. Dann geht schnell zu seinen Jüngern und sagt ihnen: Er ist von den Toten auferstanden. Er geht euch voraus nach Galiläa. Dort werdet ihr ihn sehen. Ich hab es euch gesagt. Sogleich verließen sie das Grab und eilten voll Furcht und großer Freude zu seinen Jüngern, um ihnen die Botschaft zu verkünden. (Matthäus 28,2-8)
Am dritten Tage auferstanden von den Toten ... "Christrus ist auferstanden! Er ist wahrhaft auferstanden!" Mit diesem Gruß begegnen sich die Christen zu Ostern. Ausgedrückt ist darin die ganze Freude, dass Christus lebt. Viele Menschen hatten damals doch die Hoffnung verloren, glaubten, mit Jesus Tod wäre ihr Glauben, wären ihre Hoffnungen und Ideale auch gestorben. Doch nun kam das Wunder, das Wunder, Christus lebt. Er wird sich zuerst Maria aus Magdala und der anderen Maria zeigen, anschließend seinen Jüngern. Sie werden von dem leeren Grab erzählen. Ostern ist das zentrale Fest im Kirchenjahr. Hier liegt der Schlüssel zum Glauben. Jesus hat den Tod überwunden und lebt mit uns weiter. Wir sind nicht mehr alleine mit Gedankenkonstrukten über Jesus, sondern können ihn wahrhaft ansprechen, seinen Worten im Gebet zuhören und ihm beim Abendmahl begegnen. Er begleitet uns und hat allen gezeigt, dass der Tod nicht das Ende von allem sein wird. Viele Menschen haben in ihrem Leben Jesus und sein Wirken gespürt. Es ist der beste Beweis, dass Jesus kein Gott der Bücher, sondern ein Gott des Lebens ist.
Das Osterfeuer brannte vor dem Kircheingang. Im Schneeregen entzündete Pater Bernhard die Osterkerze. Begleitet von unserem Kinderchor trug er das Licht in die dunkle Kirche. In der Nacht zu Ostersonntag feiern wir Katholiken die Auferstehung Christi. Nach alttestamentlichen Lesungen stimmte die Orgel das "Großer Gott wir loben dich" zu einem festlichen Gesang an, die Glocken kündeten von der Auferstehung Jesu. In seiner Predigt ging Pater Bernhard auf den Auszug der Israeliten aus Ägypten ein. Die Niederlage der Ägypter versinnbildlicht Niederlagen und zufallende Türen in unserem Leben und der Auszug der Israelis verkörpert Neuanfänge, die auch in unserem Leben nötig werden können. Jesus Christus schenkt uns sein Licht in allen Situationen, denn er ist für uns auferstanden und Herr in unserem Leben, damit auch die Christen diese Flamme des Lebens in die Welt tragen können. Christus ist auferstanden und das größte Fest des Jahres hat begonnen. Halleluja!
Jetzt wünschen wir Ihnen, dass die österliche Freude auch in Ihrem Leben alles andere überstrahlt und Sie Jesus als liebende und fürsorgende Kraft spüren können, auch da, wo vielleicht Türen zugeschlagen werden.
Denn Jesus ist auch für Sie auferstanden von den Toten. Diese Zusicherung gilt nicht nur Ostern sondern für das ganze Jahr!
Denn Jesus ist auch für Sie auferstanden von den Toten. Diese Zusicherung gilt nicht nur Ostern sondern für das ganze Jahr!
Er ist wahrhaft auferstanden!
Text: Henning Leisterer
Fotos: Reto Wanner und Henning Leisterer
Fotos: Reto Wanner und Henning Leisterer