Röm.-kath. Pfarrei Hl. Mutter Teresa Chemnitz
Gemeinde St. Antonius
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Kreuz
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Aus der Kirche in die Welt
 
Fronleichnam ist das „allerschändlichste Fest", hatte Martin Luther in einer seiner Postillen geschrieben - „denn da tut man alle Schmach dem heiligen Sakrament, dass man's nur zum Schauspiel umträgt". In Gebieten unterschiedlicher Konfessionen brachten protestantische Bauern am Fronleichnamstag den Mist auf ihre Felder, damit es bei den Prozessionen der Katholiken schön stinkt. Doch so leidenschaftlich sich Katholiken und Protestanten damals „geärgert" haben, in einem Punkt waren sie sich einig: hier geht es um das Altarsakrament. Aus dem Mittelhochdeutschen „vrone licham" abgeleitet, bedeutet es: „Leib des Herrn". Im Bistum Lüttich (Belgien) versammelten sich die katholischen Christen zur 1. Prozession. Das war 1246. Papst Urban IV. erhob es per Päpstlicher Bulle zum Gesamtfest für die Weltkirche. Nach Bayern kam das Fest 1273. Von Benediktbeuern aus verbreitete es sich über ganz Deutschland.
 
In Prozessionen trägt man in einer Monstranz das zu Leib Christi verwandelte Brot aus der Kirche heraus auf die Märkte und zeigt damit, dass Jesus für alle Menschen gestorben ist. Jesus ist nicht nur in den Kirchen zu Hause, sondern Herr der Welt. Damit bekunden die (katholischen) Christen in  feierlicher Form einen Auftrag Jesus an seine Jünger: „Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen!" (Mk. 16,15) Das ist – wenn man dieses Fest mit dem Herzen feiert – kein Schauspiel, sondern (würdig) gelebter Glaube.
Inzwischen düngen die Protestanten nicht mehr an diesem Tag ihre Felder. Gerade hier in Chemnitz ist dieses Hochfest ein beeindruckendes Zeichen gelebter Ökumene. Jedes Jahr laden uns die evangelischen Brüder und Schwestern in ihre Kirche ein, um dieses Fest auf dem Theaterplatz (früher in und vor der Schlosskirche) feiern zu können, als ein Zeichen der Gottesgegenwart, auch für
unsere Stadt.
Unsere Gemeinde verbindet noch eine Besonderheit mit diesem Fest. Im Jahre 1930 feierten 300 Teilnehmer auf dem Hof des heutigen Pfarreigeländes die erste Fronleichnamsprozession seit der Reformation vor 391 Jahren. Im „Benno-Blatt“ Nr. 39 stand:
„ … Daß die Prozession auf dem engen Raum ein Umzug und nicht ein Gedränge wurde, ist der Regiekunst des Herrn Pfarrers Dr. Spettmann zu verdanken, die alle Gruppen zur Bewegung und Geltung kommen ließ. … Bewunderung erregte auch der prächtige Traghimmel, eine Arbeit und ein Geschenk der Schwestern des Kinderheimes. … Alle waren des Lobes voll über die neue Kundgebung katholischen Lebens in Chemnitz, die als erstes veranstaltet zu haben, ein Verdienst des Herrn Pfarres Dr. Spettmann ist."
 
Text: Henning Leisterer
Fotos: Henning Leisterer u. Archiv