Über Kulturgrenzen hinweg
Heilig Abend – eine romantische Geschichte? Sie berichtet ein wenig über Flucht und Heimatlosigkeit, auch über Armut und Ausgestoßen sein, aber Dank der romantischen, oft bunt bemalten, manchmal auch kitschig-süßlichen Krippen- bzw. Pyramiden-Figuren mit dem warmen Kerzenlicht und alten, wohlklingenden Liedern, wird Weihnachten oft nur ein „Wohlfühlfest“. Natürlich fühlten wir uns auch sehr wohl, in unserer übervolle Kirche und schmunzelten über den dritten Teil unserer Krippenspiel-Trilogie, dass von den Kindern und Jugendlichen unter fachkundiger Anleitung von den Familien Böse und Klosegeschrieben, einstudiert und aufgeführt wurde. Sie erinnern sich: immer versuchten die Schüler der Schulklasse im Unterricht die Jesus-Geburt mit zu erleben: mit Hilfe einer (analogen) Zeitmaschine. Mal landeten sie in der Zukunft, mal in der falschen Vergangenheit. Doch dieses Mal, als eine digitale Smartphone-App die wegen Unbrauchbarkeit verschrottete Zeitmaschine ersetzt hatte, eingesetzt wurde, landeten die Zeitreisenden wirklich bei Maria, Joseph und den Hirten an der Krippe. In seiner Predigt ging Pater Heinz auf das Thema Vertrauen ein. Wem, welchen Autoritäten können wir noch vertrauen? Wir immer rundete ein Glühweinempfang den Heilig-Abend-Gottesdienst ab.
Doch es gab noch ein Weihnachten Teil 2: die Waldweihnacht. Dieses Mal feierten wir sie zusammen mit Asylbewerbern aus der EAE „Thüringer Weg – Turnhalle“. Eine libanesische Familie bereitete im Pfarrsaal seit der Mittagszeit ein libanesisches Festessen vor. Die Feier der Waldweihnacht begann mit dem Basteln von Laternen, die den Weg durch den Wasserwerkspark erhellen sollten. Mit einer Reihe von Asylbewerbern und vielen Mitchristen aus Chemnitz, wurde dann im Wasserwerkspark in fünf Stationen betrachtet, wie Don Bosco, der dieses Jahr vor 200 Jahren geboren ist, das Geschehen an der Krippe nachempfunden haben könnte. Für die Asylbewerber wurden viele der Texte auch in die englische Sprache übersetzt. Nach der Rückkehr aus dem Wasserwerkspark, gab es im Saal für alle über 40 Teilnehmer noch ein gemeinsames, warmes Essen, das Flüchtlinge zubereitet hatten. Zugespitzt kann man also formulieren: Moslems kochen zu Weihnachten fürs sich und für Christen um gemeinsam zu essen. Gemeindekinder spielen, basteln und lachen über alle Sprach- und Kulturgrenzen hinweg mit den Kindern der Flüchtlinge. Das könnte der Weg sein, den uns das Kind in der Krippe weisen wollte.
Fotos HL Text: B. Klose und HL